DeepSeek: Wie ein chinesisches KI-Startup die Tech-Welt umkrempelt
Anfang 2025 und plötzlich ist die Rede überall von DeepSeek – einer vermeintlich „revolutionären“ KI aus China, die den Markt auf den Kopf stellt. Seit der Veröffentlichung ihres neuesten Modells DeepSeek-R1 und des gleichnamigen KI-Assistenten läuft kaum ein Tag ohne neue Schlagzeilen. Worum geht es wirklich bei diesem Startup, das selbst Giganten wie Nvidia ins Schwanken bringt? Und was bedeutet das für die Zukunft künstlicher Intelligenz?
1. Die Entstehung von DeepSeek
DeepSeek ist ein chinesisches KI-Startup mit Hauptsitz in Hangzhou, Zhejiang. Es wurde im Mai 2023 von Liang Wenfeng gegründet und wird vollständig vom Hedgefonds High-Flyer finanziert. Interessant dabei: High-Flyer ist selbst in der Quant-Finance-Szene Chinas kein Unbekannter und gilt als Pionier bei der Verknüpfung von Hochfrequenzhandel und KI. Schon bevor DeepSeek an den Start ging, hatte High-Flyer eine beachtliche Infrastruktur an Grafikkarten (GPUs) aufgebaut – darunter angeblich tausende Nvidia A100 und H800.
Ein Hedgefonds als KI-Inkubator
Dass ein Hedgefonds ein KI-Startup finanziert, ist ungewöhnlich. Doch High-Flyer und Gründer Liang Wenfeng scheinen fest entschlossen zu sein, Chinas Tech-Branche auf die nächste Stufe zu heben. Das Ziel: „Nicht länger nur nachahmen, sondern den US-Firmen im Bereich Künstliche Intelligenz auf Augenhöhe begegnen.“
2. DeepSeek-R1: Das Modell, das für Unruhe sorgt
Besonderes Aufsehen erregt das neueste Modell DeepSeek-R1, das im Januar 2025 offiziell präsentiert wurde. Verschiedene Quellen berichten, dass die KI in vielen Benchmarks und Aufgaben – von Mathematik über Codierung bis hin zu konversationellen Fähigkeiten – vergleichbar mit führenden US-Modellen wie GPT-4 oder OpenAI o1 sei. Beeindruckend ist vor allem der Kostenfaktor:
- Entwicklungskosten von rund 5,6 Mio. US-Dollar
- Nutzung von „nur“ 2.048 Nvidia H800 GPUs (im Vergleich: OpenAI und andere US-Modelle sollen ein Vielfaches an Geld und Rechenleistung verschlingen)
Das Ergebnis: DeepSeek-R1 unterbietet die gängigen Marktpreise für KI-Services deutlich und zeigt zugleich eine Wettbewerbsfähigkeit, mit der bisher niemand so schnell rechnete.
3. Technische Hintergründe und „Mixture of Experts“
Im Zentrum des Erfolgs steht eine Technik namens „Mixture of Experts“. Während klassische Modelle sämtliche Rechenressourcen für jede Anfrage aktivieren, nutzt DeepSeek-R1 nur die Teile des Netzes, die spezifisch für die jeweilige Aufgabe relevant sind. Das verringert den Energie- und Kostenaufwand massiv.
Diese „sparsame“ Arbeitsweise lässt viele Analyst*innen aufhorchen: Wenn China trotz US-Exportbeschränkungen für High-End-GPUs ein leistungsfähiges KI-Modell lancieren kann, stellt sich die Frage, wie sehr die Beschränkungen die chinesische KI-Forschung tatsächlich bremsen.
4. Globale Auswirkungen auf den Tech-Markt
Die Reaktionen auf DeepSeek-R1 ließen nicht lange auf sich warten:
Nvidia-Aktien im Sinkflug
Mit einem Tagesverlust von fast 17% büßte Nvidia nach offiziellen Meldungen 589 Mrd. US-Dollar an Marktwert ein – der größte Rückgang in der Geschichte der Wall Street für ein Einzelunternehmen. Hintergrund ist die Sorge, dass High-End-Chips womöglich gar nicht so unverzichtbar sind, wie man dachte. Zudem könnte Chinas Vormarsch im KI-Segment den Marktanteil westlicher Tech-Player schmälern.US-Technologieunternehmen unter Druck
Auch weitere US-Firmen aus dem KI- und Data-Center-Sektor wie Meta, Alphabet oder Oracle verzeichneten Kursrückgänge. Investor*innen befürchten, dass teure US-KI-Projekte sich angesichts günstigerer Lösungen aus China womöglich weniger rentieren.Belebung chinesischer Tech-Aktien
Im Gegenzug erleben einige chinesische Tech-Unternehmen, die zuvor aufgrund geopolitischer Spannungen mit einem Discount gehandelt wurden, einen Aufschwung. Laut Analyst*innen könnte DeepSeek das Selbstvertrauen in chinesische High-Tech-Anbieter stärken.
5. Politische und regulatorische Aspekte
Dass DeepSeek in China entstand, birgt auch geopolitische Brisanz. Unter Präsident Xi Jinping verfolgt die Volksrepublik das Ziel, in strategischen Bereichen wie KI, Elektroautos und Chipfertigung völlig unabhängig vom Westen zu werden.
- Treffen mit Premier Li Qiang: Der DeepSeek-Gründer nahm an einem hochrangigen Symposium teil, was in China als klares Signal gewertet wird, dass die Regierung das Projekt unterstützt.
- US-Exportkontrollen: Obwohl der Verkauf hochentwickelter Chips an chinesische Unternehmen sanktioniert ist, scheint DeepSeek Mittel und Wege gefunden zu haben, leistungsfähige Hardware zu erwerben. Details dazu sind umstritten, doch es bringt die US-Strategie zur Exportkontrolle in Erklärungsnot.
6. Kritik: Zensur und Datenproblematik
So beeindruckend die Fortschritte auch sind – es gibt auch Kritik. Berichte weisen darauf hin, dass DeepSeek-R1 zensierte oder ausweichende Antworten liefert, sobald es um politisch heikle Themen wie Tian’anmen geht. Nutzer*innen bekommen dann oft eine Fehlermeldung oder lediglich eine vage Notiz, dass „diese Frage nicht beantwortet werden kann“.
Zudem äußern Datenschützer*innen Bedenken, ob bei einer chinesischen KI nicht sensible Nutzerdaten gesammelt und – wie bei anderen chinesischen Tech-Firmen üblich – Regierungsbehörden zugänglich gemacht werden könnten. Gerade im Vergleich mit westlichen Datenschutzregeln bleibt das ein offener Punkt.
7. Deep Seek oder DeepFake?
Einige Brancheninsider*innen fragen sich, ob DeepSeek nicht zu schön klingt, um wahr zu sein:
- Tricks bei den Kosten: Wurden sie womöglich zu niedrig angesetzt, um den Erfolg und die Überlegenheit gegenüber US-Firmen zu demonstrieren?
- Realistische Langzeitanwendung: Noch ist unbekannt, wie DeepSeek-R1 in größeren Projekten, etwa bei großen Konzernen oder staatlichen Institutionen, abschneidet.
- Skepsis von Expert*innen: Während manche Größen wie Marc Andreessen in höchsten Tönen loben, sind andere abwartend oder vermuten Intransparenz.
8. Fazit: Steht eine neue KI-Ära bevor?
DeepSeek demonstriert eindrucksvoll, dass Chinas KI-Entwicklungen nicht nur im Windschatten US-amerikanischer Tech-Giganten fahren, sondern ihnen in manchen Bereichen durchaus Konkurrenz machen können. Vor allem das Preis-Leistungs-Verhältnis von DeepSeek-R1 macht es für viele Unternehmen und Investor*innen spannend.
Gleichzeitig wirft der Erfolg des Startups Fragen auf:
- Wie stabil ist das Geschäftsmodell, wenn US-Exporte kontrolliert sind?
- Wieviel staatliche Kontrolle und Zensur fließt in die KI-Modelle?
- Was bedeutet das für das Machtgleichgewicht im globalen KI-Wettrüsten?
Eins ist klar: DeepSeek dürfte ein deutliches Signal an die Welt sein, dass KI-Technologie nicht mehr ausschließlich von US-Firmen dominiert wird. Für Beobachterinnen und Nutzerinnen gleichermaßen könnte dies mehr Vielfalt und Innovation bedeuten – aber auch mehr geopolitische Spannungen und ein noch schnelleres Technologie-Karussell.
Deep Seek – ein neues Synonym für „KI made in China“: Spannend, umstritten und voller Potenzial, die Branche nachhaltig zu verändern. Bleibt abzuwarten, ob die kommenden Jahre beweisen, dass DeepSeek-R1 und mögliche Nachfolger tatsächlich die Tech-Landschaft disruptiv neu ordnen – oder ob sich manches bei näherem Hinsehen als Marketinginszenierung entpuppt.
Dennoch könnte das Momentum dieser Entwicklungen ein Weckruf sein: KI ist längst ein globaler Wettbewerb, und DeepSeek hat gerade eine deutlich hörbare Duftmarke gesetzt.
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